02/07/2024 0 Kommentare
Freiheit im christlichen Glauben
Freiheit im christlichen Glauben
# Spirituelles

Freiheit im christlichen Glauben
Die Organistin Susanne Plietzsch begleitet die Gemeinde schon seit vielen Jahren. Sie gehört schon qua Beruf zu den regelmäßigen Gottesdienstbesucherinnen und hat unzählige Predigten gehört. Als Organistin begleitet sie zudem regelmäßig verschiedene Kasualien, darunter neben Taufen, Konfirmationen und Trauungen natürlich Bestattungen. Ihr Glaube hat sich über die Zeit gewandelt und entwickelt. Sicher ist er noch nicht am Ende seiner eigenen Entwicklung angekommen. Über ihren Glauben schreibt Sie Folgendes:
Mein Glaube ist geprägt durch den sehr frühen Tod meines Vaters, er starb mit nur 41 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, ich war damals 13 Jahre alt. (Mein Vater selbst war Pfarrerssohn und wir Kinder wurden konfirmiert, mein Bruder gegen seinen Willen.)
Seitdem wollte ich wissen, was auf „der anderen Seite“ ist, las viele Bücher zu diesem Thema und beschäftigte mich mit den sogenannten Nahtoderfahrungen, die sich ja alle faszinierend ähneln. Was diese Menschen zu berichten hatten, veränderte mein Gottesbild. Ich glaube, dass Gott eine geistige Kraft ist, die wir „Liebe“ nennen - wie es ja bei Johannes heißt: „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Johannes 4,16)
Ein katholischer Pfarrer, der ebenfalls eine Nahtoderfahrung hatte, bezeichnete fortan die Religionen als „Krücke“, also eine Hilfe zum Leben - so viel größer und unbeschreiblicher war ihm Gott erschienen, als er in den Religionen dargestellt wird.
Die Rolle von Jesus Christus ist für mich die eines Vermittlers: er hat den Menschen die Liebe gepredigt und sie auch vorgelebt. Der Mensch braucht Rituale und daher feiern wir das Kirchenjahr. Die ganze Leidens- und Auferstehungsgeschichte von Jesus regt mich zu kritischen Rückfragen an - es wirkt auf mich manchmal wie eine Geschichte, mithilfe derer das Christentum sich selbst rechtfertigt: wäre Christus nicht auferstanden, würde es keinen Grund geben, an ihn als Messias zu glauben. Wie die Botschaft von der Auferstehung zu deuten ist, ist in der Theologie jedoch umstritten. Jesus ist gewiss auch ohne die Vorstellung einer leiblichen Auferstehung eine bemerkenswerte Person.
Dabei ist jeder Wassertropfen, jede Art von Leben ein Wunder, das sich nicht erklären lässt und „Gottesbeweis“ genug, finde ich. Auch halte ich eine oder mehrere Wiedergeburten für möglich, sogar wahrscheinlich. Bei Gott ist schließlich nichts unmöglich. Dies ist im christlichen Glauben nicht verankert und ich ernte oft komplettes Unverständnis mit dieser Haltung. Jedoch muss sich jede Religion klar sein, dass sie bruchstückhaft ist. Es ist doch eher unwahrscheinlich, dass es mehrere Götter gibt, ich denke, es existiert ein Gesamtkonzept von der Schöpfung unter einem Gott - ob der nun JHWH, Allah oder anders heisst.
Susanne Plietzsch
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