26/05/2025 0 Kommentare
Mein Glaube hält mich - von Julia Wagner
Mein Glaube hält mich - von Julia Wagner
# Spirituelles

Mein Glaube hält mich - von Julia Wagner
Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es
- Gemeindepädagogin Julia Wagner
Meine erste Erinnerung, die mit meinem Glauben verbunden ist, ist meine Taufe. Ich war vier Jahre alt, es war ein Samstag im Dezember 2004, und ich stand in der Nathanel-Kirche im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg. Hinter dem Altar zeigte das große Fenster einen Engel – zu ihm habe ich aufgeschaut. Von diesem Moment an war ich mir sicher: Es gibt jemanden, der bei mir ist. Auch in den Momenten, die sich schwer oder untragbar anfühlen.
Seitdem gehe ich mutig und mit offenen Augen durchs Leben, immer bereit, meinem Bauchgefühl zu vertrauen – im festen Glauben, dass ich begleitet werde. Vielleicht war diese Haltung schon früh da, denn meine Mama hat für meine Taufe einen Vers aus der Apostelgeschichte ausgewählt: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dich antasten und dir Böses antun.“ Ich war schon immer laut, meinungsstark und neugierig – Eigenschaften, die durch das Vertrauen, das mir in meiner Taufe zugesprochen wurde, gestärkt wurden.
Aus diesem ersten Kinderglauben hat sich im Laufe der Jahre – über meine Konfirmation und mein Studium an den Evangelischen Hochschulen in Berlin und Ludwigsburg – ein Glaube entwickelt, der auch meine jugendlichen und heute erwachsenen Fragen aushält. Noch vor meiner Konfirmation habe ich mir meinen eigenen Konfirmationsspruch ausgesucht, einen Vers aus dem 1. Johannesbrief: „Seht, welche Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen – und wir sind es.“ Damals habe ich diesen Satz mit jugendlicher Naivität ausgesucht – heute weiß ich, wie tief und tragfähig er ist.
Wir sind Kinder Gottes – und werden von Gott bedingungslos geliebt. In meiner Konfirmationsbibel steht die Übersetzung: „Seht, die Liebe, die der Vater uns geschenkt hat – sie ist unendlich.“ Diese Liebe bedeutet für mich auch Vertrauen: Gott traut uns etwas zu. Er vertraut uns seine Schöpfung an, er vertraut uns einander an – und damit auch die Verantwortung, sorgsam, liebevoll und bewusst miteinander umzugehen.
Was bedeuten diese Gedanken für mich heute – als erwachsene Frau und als Gemeindepädagogin? Ich möchte Orte schaffen, an denen Menschen diese unendliche Liebe spüren dürfen. Orte, an denen sie sich sicher fühlen, sich entfalten können und aktiv mitgestalten dürfen.
Dabei glaube ich nicht, dass wir als Gotteskinder einfach nur beschützt durchs Leben gehen. Vielmehr sind wir selbst verantwortlich für unser Handeln und unsere Gemeinschaft. Wir sind Gestaltende unserer eigenen Geschichte. Ich möchte Räume eröffnen, in denen Gespräche möglich sind, in denen wir einander begegnen und näherkommen können. Wir sind alle unterschiedlich – und in dieser Vielfalt einzigartig. Und doch sind wir alle unendlich geliebte Kinder Gottes. Wir gehen niemals allein durch die helle, dunkle und bunte Schöpfung unseres Vaters.
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